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Das Seidenraupenzimmer

Autor Sayaka Murata
Verlag Aufbau
ISBN 978-3-351-03793-2

„Der neue Roman nach dem Bestseller »Die Ladenhüterin«“ führt(e mich) in eine annähernd abstruse Welt – aus Fantasy, SciFi und zugleich thrillerigem Verarbeiten von sexuellem Missbrauch (was der Klappentext bereits verrät, deshalb: niente Spoiler!). Alles in allem wohl ein nur zu reales Abbild der zeitgenössischen japanischen Gesellschaft: Eine Art rein textlichem Spiegel von Manga?!

Zwei Universen
…entfalten sich hier parallel: Geschehnisse in der Kindheit von Natsuki – und die Jetzt-Zeit. Zugleich spielerisch das Hier und eine Art Parallel-Welt, in die das Mädchen sich seinerzeit zurück gezogen hat – als Folge des Missbrauchs?! S. 212 fasst das schließlich zusammen, nahe dem Ende der Geschichte. Und zwei weitere Personen zieht sie hinein in eine Fantasie-Welt, mit Hexen und Außerirdischen – bis schließlich das Tun extrem eskaliert: Anklänge von „Im Reich der Sinne“… Lassen wir´s bei diesen Andeutungen, hier die Story: „Der neue Roman von Japans Erfolgsautorin Sayaka Murata erzählt die Geschichte von Natsuki und ihrem Cousin Yu, die sich jung verlieben und gemeinsam gegen eine Welt verbünden, die ihnen beileibe nicht nur Gutes will. Im alten Farmhaus der Familie, in dem früher die Seidenraupen ihren Dienst verrichteten, sind sie glücklich, denn sie sind beieinander. 20 Jahre später geht Natsuki an diesen Ort zurück … Die Magie dieses abgründigen Romans spinnt uns ein in einen irisierenden Kokon der Fremdheit und entlässt uns schließlich in eine Realität, in der alles möglich ist.“ Die Metapher des Kokons zieht sich also durch, durchaus auch im Sinne des Cocooning von Faith Popcorn, seinerzeit für die USA „entdeckt“, heutzutage offenbar gerade in Japan gang und gäbe …

Außenseiter?!
Also einmal das Sich-Zurückziehen – andererseits das (nicht) Wirken nach außen, so scheint es. Außenseiter als Thema zieht sich durch bei dieser Autorin: „Sayaka Muratas Roman »Die Ladenhüterin« war eine literarische Sensation aus Japan, die auch die deutschen Leserinnen und Leser im Sturm erobert hat: Eine Außenseiterin findet als Angestellte eines 24-Stunden-Supermarkts ihre wahre Bestimmung.“ Und auch in diesem Roman geht es letztlich darum: „»Das Seidenraupenzimmer« erzählt die Geschichte von Außenseitern, die darum kämpfen, ihren Platz in der Welt zu finden, noch konsequenter: Wie Murata das Psychogramm eines Missbrauchsopfers überführt in eine gänzlich eigenständige Erzählung, die die Grenzen der Realität einreißt und neu bestimmt, ist beeindruckend – und die so überraschenden Wege der Freundschaft und Liebe, in der die Versehrten Zuflucht finden, sind umso tröstlicher und berührender.“ Und auch durchaus heftig, wenn in höchst lapidarem Ton Natsuki sich wehrt: Leser lasse sich überraschen, mehr oder weniger… HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter