Skip to main content

Das Risiko und sein Preis – Skin in the Game

Autor Nassim Nicholas Taleb
Verlag Penguin
ISBN 978-3-328-60026-8

Verantwortung übernehmen und zwar praktisch, konkret und spürbar. Das ist die Devise von „Skin in the Game“. Wer seine Haut geschont weiß, richtet mehr Schaden als Nutzen an, und insbesondere negative Folgen tragen dann andere.

Vertreter aus Wissenschaft und Politik und Personen aus den so genannten Elite- und Empörungsmilieus dürfen, ja sollen sich auf die Füße getreten fühlen: Sie haben kein Skin in the Game – sie haften nicht für das, was sie sagen, tun, auslösen; sie zahlen keinen persönlich schmerzhaften Preis für ihr Wirken.

In seiner bekannten pointierten, vor normativen und politischen Stellungnahmen nicht zurückschreckenden, politisch und moralisierten unkorrekten und nonchalanten Weise (einige werden wieder die „Überheblichkeit“ des Autors beklagen) und mit viel Ironie (auch für sich selbst) führt Nassim Nicholas Taleb seine Kernthese aus, sowohl mit theoretischen Schwenkern als auch mit der Schilderung von Erlebnissen und Beispielen aus allen Bereichen der Gesellschaft.

Er trifft durchaus einen Nerv, gerade in diesen aufgeregten Zeiten. Da lautet etwa eine Frage, die spätestens seit der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, den zum Teil absurden Auswirkungen der Genderei in Sprache und Verhalten, der Verbotskultur der Safe Spaces und postkolonialen Empörungen, die sich an Universitäten und in der Kunst bemerkbar machen (um nur einige Beispiele zu nennen): „Wie kommt es, dass äußerst intolerante Minderheiten die Welt regieren und uns ihren Geschmack aufzwingen?“ (S. 20)

Die verallgemeinernde Formulierung ist vom Autor, der gern provoziert, bewusst gewählt; denn er will klarmachen, wie insbesondere der Mangel an „Skin in the Game“ funktioniert, welche Konsequenzen folgen und was es sowohl kognitiv als auch folgenbezogen bedeutete, würden Personen und Gruppen ihre Haut riskieren, also faktisch Verantwortung für das übernehmen, was sie maßgeblich initiieren. Auch im persönlichen Bereich stellt sich die Frage, etwa als Mitglied einer Organisation.

Ein lesenswertes Buch, das lehrreich unterhält, weil es einen erfrischenden Stil mit intelligenten Beobachtungen, Fragen, Thesen, die sich zum Teil in Nebensätzen verstecken, verknüpft und die Aufmerksamkeit auf das lenkt, was so viel beschworen wird: Verantwortung „wirklich“ zu übernehmen.

Regina Mahlmann