Das magische Tor im Kaukasus

„Trapper, Wölfe und Magie“ orchestriert der Rückseiten-Titel gleich die für diese Reihe typische Verbindung verschiedener Karl-May-Welten (Wilder Westen in Amerika, Wilder Osten im Balkan), ergänzt um Mystisch-Fantastisches (KMO = Karl Mays Magischer Orient, bereits der 8. Band).

Öl schmiert Geschäfte
…bei denen wiederum kräftig geschmiert wird: Seilschaften zeichnen sich früh ab – und fordern den Helden mit seinem Team schon bald heraus … Die Rolle der Frau wird hier (wie in früheren KMOs) beleuchtet und in ein moderneres Umfeld gestellt (etwa S. 98f.), Kritik am Umgehen „zivilisierter“ Menschen mit Natur und Indigenen (Bison-Schlachterei im Westen zweite Hälfte 19. Jahrhundert, S. 146f.) und an der Waffen-Lobby (schon damals, S. 216f.):
Über fast 500 Seiten folgt Leser den (Super-)Helden des ausgehenden 19. Jahrhunderts, mit vielerlei Einblick in damals Bekanntes und Erlebbares, dieses Mal: in Georgien. „Bevor Kara Ben Nemsi von den Haddedihn aus wieder nach Hause reisen kann, wird er von Marah Durimeh in den Kaukasus gerufen, wo böse Mächte durch einen geöffneten Dimensionsriss in die magische Anderswelt eindringen. In der Einsamkeit der georgischen Berge hat sich auch Karas alter Freund Old Firehand angesiedelt, der sich vom Tierjäger zum Tierschützer gewandelt und sogar gelernt hat, mit Tieren zu sprechen. Als er gewahr wird, dass die Unberührtheit der Natur im Kaukasus in Gefahr gerät, wird er zu einem unerbittlichen und gnadenlosen Kämpfer.“ Und stellt sich so gegen seinen Freund Old Shatterhand, was vielerlei Auseinandersetzung mit Menschenbild und Gedankenwelt der beiden erzeugt (siehe etwa S. 450ff.) …

… und quillt aus einem anderen Universum
Zurück zum Öl, S. 256ff. z.B.: Ein Vanderbilt ist im Spiel, wie sich früh zeigt, der sich gegenüber seiner Familie meint beweisen zu müssen … Womit wir bei der Geistes-Welt anlangen, dem mystischen Element der Reihe: Dort heraus quillt es, das Öl, was sich auch schon früh im Band andeutet (weshalb dies kein Spoiler ist  …). Sagen, Erzählungen und Märchen sollen den Handelnden metaphorisch auf den rechten Weg helfen (S. 339ff. z.B.) – und bieten so dem Leser Einblick in die Gedankenwelt anderer Völker. Virtuos lässt der Autor Verbindendes einfließen, zu dem Leser bekannten Figuren und Ereignissen, so zugleich Promotion für frühere Bände betreibend, seien es die der KMO-Reihe, seien es originale Karl May-Titel. Selbst die („spätere“) Friedens-Aktivistin Bertha Suttner kommt ins Spiel, wenn hier auch erst als Neben-Darstellerin, mit der Karl May ja auf seine alten Tage verbunden war (S. 466ff.). – Auch hier gibt´s den gewohnten Epilog (von Bernhard Hennen (S. 470ff.), der die Geschichte elegant fortsetzt und so wohl die nächste „einläutet“… HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter