Das Kapital im 21. Jahrhundert
Autor | Thomas Piketty |
Verlag | C.H.Beck |
ISBN | 978-3-406-67131-9 |
Der Untertitel („… im 21. Jahrhundert“) ist natürlich mitzulesen: Natürlich ist der Anklang an den berühmten Vorgänger von Karl Marx bewusst gesetzt. Und wenn Piketty auch durchaus Gleichklang zum „Ur-Kapital“ mitschwingen lässt, in seiner Kritik am Kapitalismus des Jahrhunderts 21 (zumindest an dessen Anfang), setzt er doch seine eigenen völlig anderen Akzente. Nun kann dieser Autor ja auch auf anderthalb Jahrhunderte mehr Datenbasis zurück greifen und präsentiert seine Ergebnisse in vier Teilen: Einkommen und Kapital – Die Dynamik des Kapital-Einkommens-Verhältnisses – Die Struktur der Ungleichheit – Die Regulierung des Kapitals im 21. Jahrhundert. 15 Jahre lang hat er wohl daran gearbeitet und so sein Vorgänger-Buch erweitert, „Die oberen Einkommensschichten in Frankreich im 20. Jahrhundert“, erschienen 2001. Er setzt sich mit Zusammenhängen zwischen der Akkumulation von Kapital in wenigeren Händen und Wirtschaftskrisen auseinander, analysiert mögliche Folgen von ständig steigendem Spreizen zwischen Geringverdienern und Höchsteinkommen – und eckt mit gängigen Finanz- und Wirtschafts-Theorien an, und das kräftig wie kraftvoll. Die Rezeption ist eine breite, schon nach Erscheinen des Originals, verstärkt in Deutschland nach der Übersetzung ins Deutsche. Monate danach vergeht kaum eine Woche, ohne dass wiederum in einem Artikel ein „Seitenhieb“ auf Piketty eingebaut wäre. Vielmehr gibt es inzwischen Repliken auch in Buchform, siehe z.B. „Die Schulden im 21. Jahrhundert von Daniel Stelter oder „Alles was Sie über Das Kapitel … vonThomas Piketty wissen müssen“ von Ulrich Horstmann. Vorgeworfen wird ihm u.a., seine Daten so ausgewählt zu haben, dass sie zu seinen Aussagen passen. Wobei er einen wahrhaft weiten Bogen schlägt: „…untersucht Thomas Piketty Daten aus 20 Ländern, mit Rückgriffen bis ins 18. Jahrhundert, um die entscheidenden ökonomischen und sozialen Muster freizulegen. … Piketty zeigt, dass das moderne ökonomische Wachstum und die Verbreitung des Wissens es uns ermöglicht haben, Ungleichheit in dem apokalyptischen Ausmaß abzuwenden, das Karl Marx prophezeit hatte. Aber wir haben die Strukturen von Kapital und Ungleichheit nicht in dem Umfang verändert, den uns die optimistischen Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg suggeriert haben. Der Haupttreiber der Ungleichheit – dass Gewinne aus Kapital höher sind als die Wachstumsraten – droht heute vielmehr extreme Formen von Ungleichheit hervorzubringen, die den sozialen Frieden gefährden und die Werte der Demokratie unterminieren.“ (Klappentext-Zitat in Auszügen) Und eines hat er jedenfalls erreicht: Dass sich Politik wie (Wirtschafts-)Wissenschaft mit veränderter Perspektive Entwicklungen und sozial-soziologischen Fakten widmet, sich mit dem auseinander setzt, was uns täglich betrifft, sei es als Verbraucher, sei es als Unternehmer … HPR