Das Haus, in dem Gudelia stirbt
Autor | Thomas Knüwer |
Verlag | Pendragon |
ISBN | 978-3-86532-882-3 |
„Schuld schwimmt oben“ kommt als Krimi noir daher – und zugleich als sehr einfühlsamer Entwicklungs-Roman im weitesten Sinne, mit annähernd 300 Seiten.
Katastrophen kennzeichnen das Leben
…der Protagonistin, die sich eben dieses mit viel Resilienz eingerichtet hat, in dem Haus, in dem sie lebt: „Eine Sturmflut sucht das kleine Dorf Unterlingen heim, Wassermassen drängen die Anwohner aus ihren Häusern – nur eine bleibt, so wie sie es schon immer getan hat: Gudelia. Sie blieb 1984, als ihr Sohn ermordet wurde, 1998, als sie sich von ihrem Mann trennte, und auch jetzt, als ihr Haus in den Fluten einzustürzen droht. Nicht einmal die beiden gefesselten Leichen, die an ihrem Fenster vorbeitreiben, können sie umstimmen. Denn Gudelias Gedanken gelten nur ihrem Haus, in dem sich ihr dunkelstes Geheimnis verbirgt.
Ein fesselnder Kriminalroman über Liebe und Verlust. Über Stärke und Schuld. Über Jahrzehnte hinweg.“ Die aktuelle Situation vielleicht von den Geschehnissen im Ahrtal beeinflusst dargestellt, die Rückblicke nach und nach für die Leserschaft erhellend, wie Gudelia jeweils mit ihren Katastrophen umgegangen ist – und warum sie unbedingt in ihrem Haus verbleiben möchte – und muss…Und fürs Erst mit aller Konsequenz schafft: Denn…
Resilienz
…ist ihr (Über-)Lebens-Motto, das zeigt jedenfalls die Meta-Perspektive, wie sie Leser einzunehmen vermögen: Während ihr Mann nach dem schrecklichen Geschehen seinerzeit mehr und mehr dem Alkohol verfällt, nutzt sie die entsetzliche Situation letztlich für ihr Fortkommen ohne ihn (S. 97f. usw.). Und das, nachdem sie (für) sich geklärt hat, warum ihrem Sohn was passiert sein muss (S. 114ff. etc.) – und abstrahiert vom Weltgeschehen (S. 156 z.B.). Sie ist eine geniale Dialog-Führerin, die konsequent ihr jeweiliges Ziel verfolgt, geradezu obsessiv – und so ihr Ziel erreicht, bis hin in die Gegenwart in der Diskussion mit ihren Mietern über deren abgesoffene Wohnung im Erdgeschoß (S. 206f.). Doch nun holt die Vergangenheit sie ein: Was wird passieren, wenn ihr quasi kongenialer „Partner“ im Geiste der Trauer über den schmerzlichsten Verlust ihres (und in der Folge: seines!) Lebens mehr darüber erfahren wird? So greift das Schicksal schon mal ein, ins Leben. Und so ist diese scheinbare Wetter-Katastrophe schließlich so viel mehr als „nur“ das… Final berichtet „in der Zeitung“ (S. 286f.), wie auch schon in vorherigen Passagen, als spezielle Textsorte. Sehr lesenswert – außer unterhaltsam auch nachdenklich machend und so zu Selbstreflexion anregend! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de