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Das Grafische Atelier Stankowski + Duschek

Autor Christina Thomson (Hg)
Verlag Kettler
ISBN 978-3-86206-800-5

„Die Überraschung liegt im Einfachen“ (Anton Stankowski) – „Marken sind Kultur-Atome“ (Karl Duschek): Diese starken Aussagen mögen die Arbeit dieser Grafiker charakterisieren, zusammen gestellt in einer Ausstellung „Marken:Zeichen“ der Kunstbibliothek Berlin (13.03.-28.06.2020).

Katalog zur Ausstellung
Wenn diese nun auch wieder eröffnet sein mag, zuzeiten der Corona-Lockerungen (Mitte Mai 2020), so bietet dieser Katalog jedenfalls dauerhaft bleibende Eindrücke. Ein neues Standardwerk über die Pioniere des Grafikdesigns – mit selten gezeigten Arbeiten aus dem Nachlass, faszinierende Einblicke in den Gestaltungsprozess des Grafikateliers. Entwürfe, Ideen, Geschichten – manches erinnerte mich an frühere Agentur-Zeiten (Mitte der 1980-er Jahre) und Diskussionen mit (freien) Grafikern… „Logo, Leitsystem, Corporate Identity – was heute selbstverständlich zum Firmenimage gehört, steckte Mitte des 20. Jahrhunderts noch in den Kinderschuhen. Bahnbrechend in der Entwicklung war das Stuttgarter Grafikatelier Stankowski + Duschek, das mehrere Jahrzehnte lang zu den führenden Büros für Kommunikationsdesign in Deutschland zählte. Berühmte Markenzeichen und Erscheinungsbilder gingen aus der Partnerschaft hervor, etwa für die Deutsche Bank, Viessmann oder die Messe Frankfurt.“ Diese Projekte werden ausführlich dargestellt, allen voran Deutsche Bank (S. 146ff.) – Schrägstrich im Quadrat schon bald 50 Jahre! Mehr als 220 Seiten sind dieser Historie gewidmet, die bald 70 Jahre umfasst… Der Reichtum der betreuten Marken wird in der Gesamtschau S. 046f. sichtbar – und wie individuell unterschiedlich diese daher kommen können.

Entwicklung des Ateliers
Manches Mal braucht es das Zusammentreffen der richtigen Köpfe, Exzellentes entstehen zu lassen… „Nachdem sich Anton Stankowski (1906–1998) bereits in den 1930er-Jahren als Teil der Schweizer Avantgarde einen Namen gemacht hatte, festigte sich mit seinem 1951 in Stuttgart gegründeten Büro sein Status als Pionier des Grafikdesigns. In Karl Duschek (1947–2011), der 1972 in das Atelier eintrat und wenig später Partner wurde, fand Stankowksi einen Gleichgesinnten. Ihre Fähigkeit, komplexe Botschaften telegrammartig zu verkürzen und in einprägsame Zeichensysteme zu verdichten, entwickelte sich zu ihrem eigenen Markenzeichen.“ In 15 Beiträgen gewähren Experten interessante Einblicke ins visuelle (und visualisierende) Tun, etwa „Kreis, Dreieck und Quadrat – elementare Bausteine für eigenständige Zeichen und universelle Informationsgrafik“ S. 064f. – oder „Eine Lehre für die Augen, damit die Seele sehen kann“ (S. 122ff.). „Das Buch liefert einen faszinierenden Einblick in die deutsche Unternehmenskultur des späten 20. Jahrhunderts. Es stellt das Werk von Stankowski + Duschek anhand von Skizzen, Varianten, ausgeführten Entwürfen, Drucksachen, Anzeigen und Firmenschriften umfassend vor und dokumentiert das Schaffen des Ateliers in Form von wissenschaftlichen Essays, Zeitzeugenberichten und einer vollständigen Liste aller Auftraggeber.“ Reiches Material, aus dem Interessierte eine Menge lernen können, was visuelles Wirken angeht… Formen vor allem Schriften & Co. Dieser Band ist schon wieder Kunst an sich – mit dreiseitigem orangem Farbschnitt.
HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter