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Das Geschenk

Autor Sebastian Fitzek
Verlag Droemer
ISBN 978-3-426-28154-3

„Ich bin Analphabet“ unterdrückt die Hauptperson, anderen mitzuteilen – gar seiner Freundin. Daraus entsteht eine Folge von Problemen im Laufe dieses Thrillers … Wie zu erwarten, hat Sebastian Fitzek auch für diesen Roman ein psychologisches/neurologisches Thema gewählt.

Kommunikation
…ist schwierig, wenn jemand weder (oder kaum) lesen und schreiben kann… Damit steigt der Autor auch gleich ein: „Milan Berg steht an einer Ampel, als ein Wagen neben ihm hält. Auf dem Rücksitz ein völlig verängstigtes Mädchen. Verzweifelt presst sie einen Zettel gegen die Scheibe. Ein Hilferuf? Milan kann es nicht lesen – denn er ist Analphabet! Einer von über sechs Millionen in Deutschland. Doch er spürt: Das Mädchen ist in tödlicher Gefahr. Als er die Suche nach ihr aufnimmt, beginnt für ihn eine albtraumhafte Irrfahrt, an deren Ende eine grausame Erkenntnis steht: Manchmal ist die Wahrheit zu entsetzlich, um mit ihr weiter zu leben – und Unwissenheit das größte Geschenk auf Erden.“ Wie sehr Milan als Analfabet eingeschränkt ist (wie übrigens 6-7 Millionen Deutsche, ob voll oder „funktional“, also lesen und schreiben wieder verlernt habend), macht Fitzek erkennbar deutlich: Botschaften sind zwar in deutscher Sprache, jedoch im griechischen Alfabet geschrieben, für unsereins (meist) eben genau das: an-alfabetisch …

Analfabetismus
Alexie heißt für Milan: „Sein Kopf war falsch verdrahtet. Den verschiedenen Sprachzentren fehlte eine biochemische Brücke.“ (S. 96) Dennoch (oder gerade deshalb?) kann er Codes entwickeln und zuordnen, jedenfalls in Maßen, wie schon als Junge. Und eben dies kehrt wieder… Gewohnt spannend wie unterhaltsam gestrickt, lässt diese Geschichte ihre Leser wiederholt schlucken. Macht nachdenklich, zugleich neugierig aufs nächst Kommende – und verführt über die mehr als 350 Seiten kontinuierlich zum Weiterlesen. Passend zum Titel, wirkt das Buch via Cover und Bindung wie ein Geschenk … Zweischneidig für die zentrale handelnde Person, wie sich herausstellt: Denn tatsächlich hat seine Alexie schon einen besonderen Grund. Der dazu führt, auch das Thema „Vererbung“ zu reflektieren: „Du meinst, ob Jakob eine Ausnahme ist? Ein Fehler der Natur? … Meinst du, das Böse ist etwas, was von Generation zu Generation weitergegeben wird?“ (S. 160) Auch das Thema „Erinnerung“ poppt auf (etwa S. 262ff.), falsche bzw. konstruierte inklusive. Wer mag, nehme zur Unterhaltung also „Weiterbildung“ dazu! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter