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Das Fräulein muss sterben

Autor Grän & Waldenfels
Verlag Droemer
ISBN 978-3-426-44688-1

„Historischer Krimi und großer Gesellschaftsroman in einem! (Kommissarin Clara Frings, Band 1)“ blickt aufs Ende Brandt-Ära zurück, mit annähernd 350 spannenden wie informativen Seiten.

Die Brandt-Ära
…brachte vielerlei Highlights (denke an den Kniefall, Ostpolitik generell) wie auch dunkle Zeiten – etwa rund ums Misstrauens-Votum wie letztlich Die Guillaume-Affäre: All das ist hier eingearbeitet, der Krimi-Kontext für Spannung sorgend! Denn dies ist „Kriminalroman und großer Gesellschaftsroman in einem: Tauchen Sie ein in die flirrende Ära von Willy Brandt in Bonn, 1972: In ihrem Penthouse feiert die niederländische Journalistin Nelie Hendriks, dass Willy Brandt das Misstrauensvotum überstanden hat. Zu ihrer illustren Gästeschar gehören neben einigen Damen der Nacht vor allem Spione und Politiker. Hat einer von ihnen die Finger im Spiel, als Nelie in den Tod stürzt? Kommissarin Clara Frings darf untergeordnet ermitteln, stößt in der Männerwelt der kleinen Hauptstadt am Rhein jedoch schnell an ihre Grenzen. Clara macht Fehler und muss dafür bezahlen. Die Emanzipation der Frauen hat gerade erst begonnen, und das gesellschaftliche Leben wird bestimmt vom Paragraph 218, Studentenprotesten, RAF-Bomben und Radikalenerlass. Erst am Tag von Willy Brandts Rücktritt wird Clara endlich Antworten finden …“. Früh deutet sich an, dass auch bald drei Jahrzehnte nach Ende der Nazi-Zeit diese noch arg nachhallt (Versuch journalistischen Aufarbeitens u.a. S. 154f., Neonazi-Verhalten (schon) damals (noch), etwa S. 214f.).

Der historische Kontext
…ist für alle interessant: Wer diese Zeit bewusst erlebt hat, wird sich erinnern – alle anderen kriegen eine Einordnung für manches, was für sich schwer interpretierbar sein mag: Etwa das Umgehen mit Homosexualität, das eine zentrale Rolle in der Geschichte spielt, bedauerlicher Weise spielen muss, wie sie angelegt ist – oder die Rolle der Frau (S. 126 usw.). Wie geht „die Presse“ mit welchen Themen, wie stark ist sie (u.a. politisch) beeinflusst, wie beeinflusst sie wiederum selbst aktuelles Geschehen (S. 254f. etc. pp.) So gilt tatsächlich als Fazit: „»Das Fräulein muss sterben« ist ein kluger historischer Krimi aus der Bonner Republik Anfang der 70er-Jahre – spannend und informativ, erfrischend anders, schnell und witzig geschrieben. Authentisch und unterhaltsam fangen Christine Grän und Marianne von Waldenfels das Lebensgefühl der 70er-Jahre zwischen Aufbruchsstimmung und Spionage-Affären ein.“ Klare Empfehlung: lesen! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter