Das Ende einer Last
Autor | Günter Karl Bose |
Verlag | Wallstein |
ISBN | 978-3-8353-1355-2 |
Erschienen in der Reihe „Ästhetik des Buches“ – daher weht der Wind! Die Rede ist von „Die Befreiung von den Büchern“, die auf dem Cover verdeutlich wird – die so aber garnicht gemeint ist, sondern als „längst überfälliger Diskurs zur Buchform zum Buch als Form“ (S.80). Dazu befasst sich der Autor naturgemäß mit der Entwicklung maschineller Textverarbeitung und jener von Mikroprozessoren, beides Voraussetzungen für das, was wir heute so schlicht „Digitalisierung“ nennen. Bezeichnend übrigens, dass aus dem Untertitel von „The Gutenberg Galaxy“ von Marshall McLucan, den er zitiert, „The Making of Typographic Man“ im Deutschen „Das Ende des Buchzeitalters“ geworden ist. Doch greift Bose weiter zurück, die Geschichte des Buches, die noch andauert!, zu beschreiben. Durchaus weiter führend die Entwicklung von Bucheinband und Schutzumschlag (S. 42ff.), für die schließlich gilt: „Sie schützen nicht mehr nur gebundene Lagen bedruckten Papiers und zeigen deren Inhalt an, sondern wandeln sich zu Hüllen moderner Markenprodukte.“ So landen wir denn beim Befreien von den Büchermassen der Vergangenheit (S. 53): „Wenn man heute, nach dem gefühlten Ende der Bücherzeit, lieber mit leichtem Gepäck auf Reisen geht und bequem einige tausend Titel im elektronischen Speicher mit sich führt, weist die Erinnerung … unvermittelt auf jene Schwere zurück, die Büchern anhaftet, seit es sie gibt. Der Ambivalenz solcher Gefühle ist es wohl zu verdanken, dass den Büchern ihr definitives Ende bisher erspart bliebt, ja, dass sie im Gegenteil gegenwärtig einen Zuspruch erfahren, der nicht mehr zu erwarten war. Gerade seine papierene Existenz scheint dem Buch eine Perspektive für die Zukunft zu eröffnen.“ *freu* Und abschließend dies, sozusagen dem Leser auf den Weg des Buches mitgegeben: „Bevor wir zu jenen Denk- Schreib- und Redemaschinen werden, die Nietzsche vorausgesagt hat, verloren in einem Universum binärer Zahlen, scheint von dem, was wir sehen und anfassen, was wir begreifen können und was schwer in der Hand liegt, eine gewisse Beruhigung auszugehen. Vielleicht sind es solche Empfindungen, die uns bei den Büchern halten.“ Yes, maybe! Wenn ich sehe, wie sehr derzeit bei GABAL das Thema „Beitrag in Sammelband verfassen, um so seine Expertise als Trainer, Berater, Coach zu festigen“ nachgefragt ist, sehe ich zugleich E-Learning nur als eine weitere Facette von Weiterbildung an. Gedrucktes verhilft uns zu haptischem Erleben – nach wie vor sind Teilnehmer-Unterlagen in möglichst ausführlicher Form in Seminaren erwartet … Ein schön zu lesender Essay, unterlegt mit echter Analyse der Buchhistorie, illustriert mit mancherlei Grafiken und vertieft durch beinahe zahllose Verweise – in diesem Sinne natürlich anti-essayistisch … HPR