Das Blutbuchenfest
Autor | Martin Mosebach |
Verlag | Hanser |
ISBN | 978-3-446-24479-5 |
Hmm, worum geht es eigentlich, in dieser Geschichte? Nun, jedenfalls sind es mehrere Geschichten, eng ineinander verwoben. Verbunden durch eine Person – vielmehr: deren zwei. Da ist Ivana aus Bosnien, die sich in Deutschland mit vielerlei Putz-Jobs über Wasser hält – und ihre Familie zuhause gleich dazu. Und da ist der Ich-Erzähler, der – teils über diese Ivana – mit all den anderen Personen und den diversen Erzähl-Strängen ebenfalls verquickt ist – oder wird? Und fast nebenbei in seiner Funktion als Kunsthistoriker auch dort auf dem Balkan landet, weil Ivana eine Mestrovic ist und damit nah verwandt mit dem (einzigen nennenswerten?) nationalen Künstler dort (den es übrigens wirklich gibt, wie meine Recherche ergeben hat). Kurz nach diesem Besuch beginnt denn auch der neuzeitliche Balkan-Krieg – und kurz nachdem Ivana´s wenige Wochen alte Sohn durch einen Unfall ums Leben gekommen ist. Viele gescheiterte Existenzen sind versammelt, von denen einige recht gut mit diesem Scheitern zurecht kommen (so stand am Anfang dieses Satzes beim ersten Tippen auch tatsächlich „gescheitere Existenzen“ …), was sich auch um Umgehen von Männlein und Weiblein mit einander (und vielfach „unter einander“ …) spiegelt. Hochstapler und Kreative, häufig in ein und der selben Person – das gipfelt darin, dass einer davon ein Fest im Haus und Garten eines anderen mithilfe eines Dritten (und schließlich einer Vierten …) zu Stande bringt, wobei er die Eintritts-Gelder weitest gehend unterschlägt, um zumindest einen Teil seiner aufgelaufenen Schulden zu tilgen: eben das Blutbuchenfest, bei Dr. Glück, dem Banker – der denn auch sein Glück findet, zum Ende hin, mit der Geliebten von Wereschnikow, die außerdem mit Kollege Breegen … und dann noch mit einem Fensterputzer … Auch dem Ich-Erzähler kommt seine (?Fast-)Geliebte abhanden, dies durch (natürlichen) Tod – und findet sich mit jener des Fest-Hochstaplers … Im Grunde eine leichte Satire, durch die sehr ernsthaften gesellschaftlichen und politischen Bezüge Ende des 20. Jahrhunderts allerdings weniger zum Lächeln geeignet – oder gar Lachen. Dennoch „leicht“. HPR