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Crossroads

Autor Jonathan Franzen
Verlag Rowohlt
ISBN 978-3-498-02008-8

«Jonathan Franzen ist einer der größten lebenden Schriftsteller, und seine Romane gehören zum Kanon der großen amerikanischen Familien- und Sozialepen.» DER SPIEGEL

Pfadfinder
… sind es im Grunde, wenn auch (der damaligen Zeit angepasst) „moderne“, als Jugendgruppe innerhalb der Kirchen-Gemeinde, an der Kreuzung/Wegscheide fein mehrdeutig auch für die deutsche Übersetzung übernommen: Erwachsenwerden ist das Dauer-Thema – und auch erwachsen Bleiben. Denn die Eltern erweisen sich als im Verhalten ziemlich pubertär, was zum Missverstehen der Generationen untereinander beitragen mag… „Ein Roman über eine Familie am Scheideweg: über Sehnsucht und Geschwisterliebe, über Lügen, Geheimnisse und Rivalität. Der Auftakt zu Jonathan Franzens Opus magnum «Ein Schlüssel zu allen Mythologien» – einer Trilogie über drei Generationen einer Familie aus dem Mittleren Westen und einem der größten literarischen Projekte dieser Zeit. Es ist der 23. Dezember 1971, und für Chicago sind Turbulenzen vorhergesagt. Russ Hildebrandt, evangelischer [freikirchlicher?!] Pastor in einer liberalen Vorstadtgemeinde, steht im Begriff, sich aus seiner Ehe zu lösen – sofern seine Frau Marion, die ihr eigenes geheimes Leben lebt, ihm nicht zuvorkommt. Ihr ältester Sohn Clem kehrt von der Uni mit einer Nachricht nach Hause zurück, die seinen Vater moralisch schwer erschüttern wird. Clems Schwester Becky, lange Zeit umschwärmter Mittelpunkt ihres Highschool-Jahrgangs, ist in die Musikkultur der Ära ausgeschert, während ihr hochbegabter jüngerer Bruder Perry, der Drogen an Siebtklässler verkauft, den festen Vorsatz hat, ein besserer Mensch zu werden. Jeder der an einem Scheideweg stehenden Hildebrandts sucht eine Freiheit, die jeder der anderen zu durchkreuzen droht.“ Wieder „crossroads“ also, was durchaus auch religiös zu verstehen ist, wie sich im Laufe des Romans zeigt…

Der Pfarrer
…steht im Mittelpunkt des Geschehens, seine Sicht der Ereignisse trägt am meisten zur Erzählung bei. Dazu kommen die Perspektiven von Ehefrau, ältestem Sohn und Tochter, auch zweiältester Sohn, kaum der Jüngste. Über eine weite Strecke des Romans strebt alles auf Russ´ Sex mit einer ansehnlichen geschiedenen Frau der Gemeinde zu, um dann in einer vergleichsweise kurzen Szene über eben jenen hinweg zu gehen. Sex spielt generell eine gewichtige Rolle, auch anderer Personen – das mag der Stimmung jener Zeit geschuldet sein, der durchaus prüde-schwülen Atmosphäre…

Literarisch eingeordnet
… soll dies ja eine Trilogie werden: Da passt natürlich ein Cliffhanger zum Schluss, der auch offen lässt, wie sich das Figuren-Set in der Folge verändern wird – hin zu den Kindern und deren Schicksal oder doch noch mit zentralen Rollen auch für die Eltern? Man wird sehen… „Jonathan Franzen ist berühmt für seine Gegenwartspanoramen mit ihren unvergesslich lebendigen Figuren. Jetzt, in «Crossroads», einer aus mehreren Perspektiven erzählten Geschichte, die sich im Großen und Ganzen an einem einzigen Wintertag entrollt [naja, letztlich zieht sich´s schon über Monate hin, mit zeitlichen Sprüngen], nimmt er den Leser mit in die Vergangenheit und beschwört eine Welt herauf, die in der heutigen noch nachhallt. Ein Familienroman von beispielloser Kraft und Tiefe, mal komisch, mal zutiefst bewegend und immer spannungsreich: ein fulminantes Werk, in dem Jonathan Franzens Gabe, im Kleinen das Große zu zeigen, in Erscheinung tritt wie nie zuvor.“ Aufgearbeitet wird letztlich auch das Gesellschaftlich-Politische jener Zeit, siehe Rassismus (gegenüber Schwarzen wie Indianern), siehe Vietnam-Krieg und Pazifismus. Mehr als 800 Seiten, die mal unterhaltsam sind, mal nachdenklich machend: Erinnerungen mögen wach werden, an eigene Jugend-Sünden – oder Erahnen nahender Midlife-crisis?! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter