Capital B
| Autor | Florian Opitz |
| Verlag | Tropen |
| ISBN | 978-3-608-50270-1 |
„Zwischen Anarchie und Ausverkauf – Die Geschichte Berlins von 1989 bis heute“ findet sich unter diesem einen Wortspiel als Titel, mit knapp 400 Seiten.
Erzählt
…wird die Geschichte und werden die Geschichten von 1.Interview-Partnern und 2.Medien-Zitaten, vom Autor (der damit im Grunde Herausgeber ist) in thematische Kapitel gefasst und chronologisch geordnet – eine verbale Collage, wie im Vorwort auch so benannt (S. 9ff.). So werden für die Entwicklung relevante Aspekte gebündelt und hervor gehoben, zugleich eingeordnet in 35 Jahre seit dem Mauerfall – (annähernd) bis heute. Denn „kaum eine Stadt hat so viel erlebt wie Berlin von ’89 bis heute. Mehr als drei Jahrzehnte Licht und Schatten, mehr als drei Jahrzehnte »arm, aber sexy«. Eine weltweit gefeierte Sub- und Clubkultur auf der einen Seite, politische Skandale, Gentrifizierung und Ausverkauf auf der anderen. In Capital B wird diese einzigartige Stadtgeschichte von denen erzählt, die sie geprägt haben: Größen der Musikwelt wie Peter Fox, Kool Savas oder Sookee. Pionieren der Techno- und Clubkultur von Loveparade über den Tresor bis zur Bar 25 wie u. a. Danielle de Picciotto und Dimitri Hegemann. Den Regierenden Eberhard Diepgen, Klaus Wowereit und Franziska Giffey, skandalumwitterten Politikern wie Klaus Rüdiger Landowsky und Thilo Sarrazin. Hausbesetzern und Aktivisten wie Andrej Holm und Pamela Schobeß, Unternehmern, Clan-Mitgliedern uvm.“ Durchaus unterschiedliche Stimmen wie auch Perspektiven also, auf dass die Leserschaft sich ein eigenes Bild machen kann, so subjektiv naturgemäß wie die der Interview-Partner (Kurz-Bios S. 379ff.)… Auch für mich war vieles neu, obwohl ja durchaus bewusst erlebt, doch eben nur aus der Ferne. So gibt´s Eselsohren hier: Baseballschlägerjahre (S. 105ff:), Bonn oder Berlin? (S. 129ff.), Arm, aber sexy – Die Erfindung des neuen Berlin (S. 261ff.), Streetart von Mural (Bilderstrecke zwischen S. 272 und 273 – diese visuellen Ergänzungen sind übrigens ein feines Plus!), Sarrazin zündelt (stimmt, der war ja im Berliner Senat, vorm Schreiben seines fürchterlichen Buchs… S. 307ff.), Mietenwahnsinn und Widerstand (S. 355ff.): Unterkapitel der fünf großen betrachteten Zeit-Bereiche…
35 Jahre
…und kaum ein bisschen weiter, siehe etwa den Hauptstadt-Flughafen, fehlende Wohnungen & Co.?! Nun, vieles spricht dafür… Doch lebendig ist diese Stadt, wenn auch nach wie vor mehr oder weniger geteilt und inzwischen mit deutlich geringerem Zuzug als auch schon: „Der Mauerfall im November 1989 bot die historische Chance, eine Stadt von Null auf neu zu denken. Capital B erzählt von dieser besonderen Zeit und davon, wie Berlin von einer eher provinziellen Großstadt zu jener Weltmetropole geworden ist, die heute zwar Boomtown ist und doch unregierbar zu sein scheint. Eine Geschichte, die so inspirierend wie dramatisch ist: Der Sommer der Anarchie und der Anfang der Technoszene, die legendären Hausbesetzungen, das Massenphänomen Love Parade, der brachiale Neubau des Potsdamer Platzes, der Berliner Bankenskandal, das Desaster um den Flughafenneubau. Und schließlich und immer stärker die Gentrifizierung und der Ausverkauf der Stadt. Spannend, vielstimmig und mit großer Tiefe geht Capital B der Frage nach: Berlin, was hat Dich bloß so ruiniert? Ein Buch wie eine Nacht im Berghain und gleichzeitig eine Liebeserklärung an die widerspenstigen Bürger dieser Stadt.“ Deshalb kriegt mein Exemplar jetzt auch mein Bruder, der seit einigen Jahren (auch) im Nordosten Berlins zuhause ist! Nun, dafür hat der Autor (zusammen mit diversen Helfern und Mitstreitern) volle sechs Jahre recherchiert – siehe neben dem Vorwort auch „Dank“ S. 375ff. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de
