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Caffe

Autor Carsten Sebastian Henn
Verlag Piper
ISBN 978-3-492-31481-7

„Ein kulinarischer Krimi (Professor-Bietigheim-Krimis, Band 6)“ – und „ein Fall heißer als frisch gebrühter Kaffee“, original italienisch nämlich…

Coffee – to read about!
Das ist vor allem eins: Ein höchst unterhaltsames wie spannendes Erlebnis-Buch rund um Kaffee – und wie er verarbeitet wird! Eine Kunst für sich, wie ich spätestens seit dem Besuch eines Barista-Workshops bei illy in München weiß (siehe meine Berichte dazu auf unterschiedlichen Plattformen – u.a. präsentiert auch ein Cold brew, hier S. 203ff.). Apropos, denen sagt der Autor „danke“ für eine Führung eben dort (S. 330): „Triest – Stadt der Winde und des Kaffees. Hier soll es den besten Espresso von ganz Italien geben, der Capo Triestino ist eine stadteigene Spezialität. Eines Morgens wird auf der berühmten Piazza grande eine verkohlte Leiche gefunden. Der Tote war einer der besten Baristas der norditalienischen Hafenstadt, vier andere sind spurlos verschwunden. Doch wer hätte ein Motiv, den gefeierten Künstlern der Espressomaschinen Leid zuzufügen? Sofort wird Professor [für Kulinaristik in Hamburg] Adalbert Bietigheim zu Hilfe gerufen. Pikanterweise ist einer der verschwundenen Baristas der Mann seiner großen Jugendliebe – für den sie ihn damals verlassen hat. Dennoch bezieht er bei ihrer Familie in Schloss Duino mit Foxterrier Benno von Saber Quartier, um ein im wahrsten Sinne des Wortes dunkles Verbrechen aufzuklären …“. Da entwickeln sich manch verwirrende Begegnungen, zur Oppo-Familie (hmm, Struktur wie illy  …) oder zu einem afrikanischen (Ex-)König …Und mit einem finnischen Meister-Barista names Teemu Pukki (z.B. S. 118f.), womit einige finnische Wörter Einzug halten, etwa kalsarikännit (= das finnische Wort für das Gefühl, sich allein zu Hause in Unterhose zu betrinken – weniger mit Kaffee…).

Alles kulinarisch?!
Spät bin ich auf diesen Autor gestoßen, der schon diverse kulinarische Krimis veröffentlicht hat (u.a. zu Praline, Whisky und Champagner), doch treffend angeregt eben via Caffé… Sehr humorvoll geschrieben, mit Wortwitz und viel Spaß, bei allem Ernst, auch in seinen Beziehungen, sei es (die nie gewesene) mit Giulia, sei es (die noch zu erwartende) mit Hille, die er siezt, wiewohl sein Gehilfe Pit (der Dritte im Bunde, neben Professor und gelegentlich zum Spürhund werdenden Foxterrier Benno) sie so nennt. Mit im Grunde lustigen Ideen zu traurigen Anlässen, geschickt eingewebten Infos rund um Kaffee (Professor neigt zum Dozieren), bis hin zur abschließenden Rezept-Sammlung (S.305ff.) für „exemplarische Gerichte mit der Ingredienz Kaffee“, zu der in der Realität immerhin ein Sternekoch beigetragen hat (Julius Eichendorff zu Heppingen). Ach ja, manch Literatur-Freund mag sich auch Rilke-Gedichten ergötzen, denen der Autor noch eins hinzu gedichtet hat *, eine elfte Elegie, zu Kaffee nämlich, einst verschwunden aus dem Besitz des Marchese (S. 40f.). Und um Kaffee geht es, immer wieder, bis hin zu einer neuen Kreation des Professors, à la Kopi Luwak (via Katzen-Verdauung fermentierte und ausgeschiedene Bohnen, lecker? Jedenfalls teuer). * Wobei Rilke (lt. Lilalou in einem Rilke-Forum) immerhin dies tatsächlich geschrieben haben soll: In der Schaffenskrise, 1914 im Februar schreibt RMR an Magda von Hattingberg: «Da ich das denke: den „mit Liebe bereiteten“ berühmten Kaffee Balzacs – , ach wo sind die Zeiten, da ich meinen Thee „mit Liebe“ aufgoss, mit alledem Wissen um seine Art… fast mit einer halb feierlichen Rührung über dieses Eingeweihtsein in das Geheimnis seiner Trankwerdung -: wo sind die Zeiten?» Goethe jedenfalls hat , wie auch im Buch erwähnt: „Kaffee gibt mir einen Schmerz, der nicht ohne Lustgefühl ist. “ „Gott sei’s gedankt, in der nächsten Welt wird es keinen Kaffee geben. Denn es gibt nichts Schlimmeres, als auf Kaffee zu warten, wenn er noch nicht da ist.“ Dann gibt´s auch noch was für Musik-Freunde, die Kaffee-Kantate aus dem Jahr 1734 von Johann Sebastian Bach, auf C-A-F-F-E-E (S. 142f.). HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter