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Blut will fließen

Autor James Elroy
Verlag sonstige
Seiten 880 Seiten
ISBN 978-3-550-08677-9
Preis 24,90

Wow – das Stakkato dieser Schreibe erinnerte mich wahrlich an frühe Lektüre amerikanischer Detektiv-Geschichten! Dabei geht es hier ums Aufarbeiten politisch-gesellschaftlicher Auseinandersetzungen der späten 1960-er und frühen 1970-er Jahre in den USA: Die Nixon-Ära, allerdings mit weit zurück reichenden Bezügen, etwa mit den „Einflüssen“ eines Edgar J. Hoover („legendärer“ FBI-Boss über Jahrzehnte) und Howard Hughes (oszillierender Medien-Mogul). Erst durch den Schutzumschlag-Text wird mir klar, dass ich hier den dritten und damit letzten Teil einer Trilogie in Händen halte. Und bei der Lektüre entdecke ich zudem, dass der Autor auch anders kann als nur Stakkato: Das erschließt sich in so genannten Dokumenten-Zitaten und Auszügen aus Tagebüchern zweier der vielen tragenden Personen. Viel Blut fließt tatsächlich, so wird dem Titel Genüge getan. Dem Leser erschließen sich kolonialistisch-didaktorische Bezüge (im Außen- wie Innenverhältnis der USA), die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Dabei mischt der Autor kraftvoll Verschwörungstheorien rund um die Kennedys und Haiti-DomRep mit wohl allgemein bekannter Zeitgeschichte. Auch die Süddeutsche Zeitung hat kürzlich James Elroy eine ausführliche Rezension gewidmet, immerhin eine Auszeichnung – im Zusammenhang mit persönlicher Präsentation des Werkes im Literaturhaus München durch den Autor: „Schonungslos, exhibitionistisch, obsessiv, wahnsinnig, sexbesessen – das sind die Vokabeln, die den Schriftsteller Ellroy seit jeher umkreisen.“ Und in welcher Art und Weise er wohl sein eigenes frühes Leben autobiografisch verarbeitet hat. – Erfreulich übrigens, wie der Leser schließlich kurz vor Schluss der fast 800 Seiten einen Überblick gewinnt, den er vorher möglicher Weise verloren hat: Auf S. 711ff. fasst eine der (wenigen überlebenden) Hauptpersonen die Geschichte für einen anderen Überlebenden zusammen. Schön, wie einfach sich letztlich alles darstellt! Doch spannend ist die Geschichte letztlich dadurch, dass der Leser mit immer wieder anderen Personen die Stränge erlebt, mit-tanzend zwischen Pathologie, Pathos und Passion … Viel Vergnügen! Vielleicht hole ich sogar noch die beiden ersten Teile dieser Trilogie nach

Hanspeter Reiter