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Blaufeuer

Autor Alexander Kui
Verlag dtv
ISBN 978-3-423-21292-2

„Spannend und nordisch kühl“ hat die „Freundin“ in der dort erschienenen Rezension diesen Krimi genannt, zitiert auf dem Titel. Spannend ja, absolut – doch nordisch kühl? Klar, spielt im „hohen“ Norden, in Cuxhaven – und dem ermordeten Sohn des Reederei-Besitzers war sicherlich auch kühl zu Mute, während er langsam ertrank (dieser schwarze Humor sei gestattet). Doch geht es durchaus heiß her, beim Versuch, den Fall zu lösen: Im Mittelpunkt steht die Tochter des Hauses, obwohl, die erst „nur“ adoptiert, wie sich zu Anfang zeigt. Die Schwiegertochter, also: Frau und nunmehr Witwe des ermordeten älteren Sohnes, genialer Bootsbauer offenbar, ist die Hauptverdächtigte. Passt sie doch so gar nicht in die Familie, in die nun die sehr musisch orientierte Tochter zurück kehren muss, von Berlin, um die Geschäfte zu übernehmen. Oder ist es doch der alte Mitarbeiter, der – weil spielsüchtig – für wenig Geld und viel Leihgaben (die er nicht in Spielbanken tragen konnte) exzellent für Reeder Flecker senior gearbeitet hat? Der wiederum erleidet in dem Tohuwabohu um den Tod seines Ältesten einen Schlaganfall und fällt aus: War er eigentlich gemeint, mit diesem Mordanschlag? Denn eigentlich hatte er die Boje reparieren wollen, in den Austergründen, die auch zu vielerlei Ablehnung der Nachbarn geführt haben. Und wenn das ist, kommt als Täterin wiederum seine Frau infrage, über die Jahre hoch frustriert der vielen Frauengeschichten wegen, die schon früh im Roman ans Tageslicht gezerrt werden. Also, für Spannung ist gesorgt – und für ein überraschendes Ende auch, versprochen! – Vielleicht haben Sie die Verfilmung auf  Grundlage dieses Krimis gesehen? „Der Tote im Watt“, Anfang April 2013 im ZDF gelaufen. Mit allerdings teils deutlich veränderten Protagonisten resp. einem, der so im Buch fehlt. Interessant für mich auch deshalb, weil ich dieses Mal zunächst den Film gesehen habe und erst danach den Roman gelesen. Doch auch hier gilt, was ich früher schon fest gestellt hatte, etwa bei „Ein Name der Rose“ (zuerst gelesen, dann folgte der Film): Ein Buch ist ein Buch ist ein Buch – völlig anderes Erleben, viel mehr Fantasie im Spiel! – HPR

 

Hanspeter Reiter