Big Brother Gone
Autor | Marc Overhaus |
Verlag | FAZ-Buch |
ISBN | 978-3-96251-185-2 |
„Europa und das Ende der Pax Americana | Analysiert die Krise der amerikanischen Demokratie und zeigt, warum Europa mehr Eigenständigkeit braucht“ auf 250 Seiten zzgl. Apparat.
Passend mehrdeutig
…ist der Buch-Titel gewählt, das Cover-Bild dazu: „Der große Bruder ist zurück“, titelte das Magazin Stern im März 2023, knapp ein Jahr nach Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine. Auf dem Cover zu sehen war der hünenhafte US-Präsident Joe Biden als „Big Brother“, der den deutschen Kanzler Olaf Scholz in Kindesgröße an der Hand führt. Dieses Bild des Big Brother, des großen Bruders, kann im Zusammenhang mit den Vereinigten Staaten von Amerika sehr unterschiedliche Assoziationen hervorrufen. Bei vielen Menschen weckt das Bild des Big Brother die Vorstellung eines Orwell’schen Überwachungsstaates. Die Enthüllungen von Edward Snowden haben der Welt die Machtanmaßung und den Machtmissbrauch amerikanischer Geheimdienste vor Augen geführt. In Deutschland hat sich über Jahrzehnte aber auch eine positive Sicht gehalten, nämlich dass die USA ein enger und starker Verwandter in der Familie der freiheitlichen Demokratien sind, der „uns“ in schwierigen Zeiten beschützt… In seinem Buch „Big Brother Gone“ beschreibt Marco Overhaus die Krise der amerikanischen Demokratie. Er zeigt, warum Europa selbst für seine Sicherheit sorgen muss, und liefert Ideen für eine Neuausrichtung der transatlantischen Beziehungen.“ Dabei nimmt er je unterschiedliche Perspektiven ein, die historische wie auch die aktuelle US-Rolle zu durchleuchten: Naturgemäß den Putinschen Eurasianismus (u.a. S. 82ff.), China und den asiatisch-pazifischen Raum (siehe etwa S. 122ff.), den Nahen Osten mit dem Gaza-Krieg und damit die Golfstaaten (S. 192ff.) – und daraus generell NATO und Europa (z.B. S. 228ff. zur gemeinsamen europäischen Verteidigung).
Warum Europa mehr Eigenständigkeit braucht:
„Jahrzehntelang hat sich Europa darauf verlassen, dass amerikanische Macht seine Sicherheit gewährleistet: militärisch eingebettet in Allianzstrukturen, flankiert durch wirtschaftliche Offenheit und basierend auf liberal-demokratischen Werten. Doch diese drei Säulen der Pax Americana sind schon lange vor den letzten Wahlen in den USA und Donald Trumps zweiter Präsidentschaft brüchig geworden. Die Glaubwürdigkeit amerikanischer Rückversicherung und Abschreckung hat abgenommen. Liberal-demokratische Werte stehen in den USA nicht nur unter Druck, sie leiten auch immer weniger deren Außen- und Sicherheitspolitik. Unter Donald Trumps Regierung wenden sich die USA immer weiter von Europa, aber auch von Teilen der restlichen Welt, ab. Trumps radikaler Kurs lässt die Frage aufkommen, ob sich die USA auf dem Weg zur Autokratie befinden, während die von ihm verhängten Strafzölle der Beginn eines neuen Handelskriegs sein könnten. Dringender denn je muss Europa seine Beziehungen zu den USA auf eine neue Grundlage stellen.“ Was den Autor final hierzu führt: Die transatlantischen Beziehungen neu denken (S. 244ff.): Nachdenkenswert, zur kritischen Reflexion anregend… Auch und gerade über die in der Vergangenheit durchaus zwiespältig zu beurteilende Rolle der USA, die sich durchaus vor Trumps zweiter Amtszeit als solche erwiesen und letztlich schleichend schon unter Obama und später bei Biden verändert hat: Quo vadis? HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de