Bananensprayer: Thomas Baumgärtel 2008-2018
Autor | Meinrad Maria Grewenig |
Verlag | Wienand |
ISBN | 978-3-86832-515-7 |
Street Art, Urban Art, Pop Art: Vielerlei Kunst-Richtungen findet Betrachter hier verbunden. In diesem Katalog zu einer Ausstellungsreihe: „Thomas Baumgärtel 2019/20“ – alleine 25 Einzel-Ausstellungen weltweit, dazu Gruppen-Ausstellungen (siehe https://www.bananensprayer.de/pages/aktuelles.php).
Alles Banane?!
Ja, in der Tat – fast alles jedenfalls: Sie zeichnet das Genre dieses Künstlers, sie ist sein Markenzeichen – in aller Regel schön gelb, wie es sich gehört! Schon der aufwändige Titel mit der plastisch werdenden Banane macht das klar, deren Schwarz-Anteile ausgeschnitten sind und von der Gegenplatte geliefert werden. Stiel inklusive, der in manchen Werken für sich wirkt, als Pixel (s. S. 146f. – und S. 91ff. „Stielbilder“): Ideen muss man haben?! „Die Banane. Sie ist sein Statement, seine Waffe, seine Auszeichnung für Museen und besondere Orte der Kunst – weltweit. Thomas Baumgärtel ist einer der ersten Street-Art-Künstler Deutschlands. Seit über 30 Jahren setzt er seine Bananen-Schablone ein als universelles Werkzeug, für aber auch gegen alles, was ihn bewegt, was ihm gefällt und was ihn wütend macht. Doch bleibt es nicht bei dieser Provokation im Kampf für die Freiheit der Kunst, der Gesellschaft und der pluralistischen Demokratie: Baumgärtel manipuliert die Vergangenheit, indem er „Alte Meister“ oder dreidimensionale Objekte mit seinen Schablonen und Botschaften weiterentwickelt. Immer aufs Neue legt er – ganz im Sinne der Street Art – den Finger in die Wunden der Gegenwart.“ Erwartbar, dass sich auch die (Wieder-)Vereinigung bananenhaft verarbeitet findet!
Banane ist auch Platzhalter
… und steht häufig schlicht für Kunst (siehe S. 202ff.)! Plus rekurriert Baumgärtel durchaus auf Warhol, etwa mit der Thon-Banane (S. 223), Spraylack auf Holz: Acryl ist sein primärer Wirkstoff, sei es an Galerien und Museen, sei es auf Aluminium oder eben Holz. Zentral ist dabei dieser Aspekt (S. 223): „Ähnlichkeitsprinzip und ästhetischer Charakter der Kunstikone „Banane““. Er verbinde „die Techniken des Schablonen- oder Stencil-Graffiti mit den damit eng verwandten Konzepten der seriellen Produktion.“ [N.B. Ist der falsche Singular tatsächlich nun in die Kunstwelt gedrungen? Für mich immer noch „Graffito“?!] „Mit der Verwendung dieser Kunstikone „Banane“ … wird das bewusste Nebeneinanderstellen zu einer konzeptionellen Komposition mit symbolischem und teilweise philosophischem Charakter“, durchaus gesellschaftskritisch. Was mich an frühere Bananen-Aktionen unseres AK EPOL bei der EvJu in München in den 1970-er Jahren erinnerte (= Arbeitskreis Entwicklungspolitik bei der Evangelischen Jugend) – und an mein eigenes Erstlings-(Text-)Werk, die Bananen-Broschüre: Ein Vorläufer ;-)? Die mehr als 400 Seiten im Großformat sind in Werke #1 und #2 geteilt und fassen verschiedene Schaffens-Perioden und Oeuvre-Kollektionen in Kapitel zusammen, etwa Metall und Gold, Spraygramme und Brückenbilder bzw. Urband Art, Kinetische Arbeiten und Tüte und Banane. Jeweils hingeleitet durch lesenswerte Beiträge diverser Autoren, siehe „Die Verknüpfung von Pop- und Urban Art mit alten Meistern“ oder „Ein geheimer Code für Verantwortung mit der Sprache der Kunst“. – Es gibt auch einen Band 1997-2007 als Vorläufer… HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de