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Aussage gegen Aussage

Autor Alexander Stevens
Verlag Piper TB
ISBN 978-3-492-22971-5

„Urteile ohne Beweise – wenn das Baugefühl vor Gericht entscheidet“ untertitelt dieses leicht verständliche, dennoch offenbar sehr fundierte 260-Seiten-Taschenbuch.

Wem glauben?
Welche Aussage wirkt wie glaubwürdig? Denn darauf u.a. kommt es an, wenn es an klassischen Beweisen fehlt… Der Autor hat echte Fälle anonymisiert, die er als exemplarisch für bestimmte Aspekte präsentiert: „Wenn vor Gericht gestritten wird, steht es oft Aussage gegen Aussage. Dann gilt: Im Zweifel für den Angeklagten. Oder? Weit gefehlt, weiß Alexander Stevens, Fachanwalt für Strafrecht. Denn Richter können auch verurteilen, wenn es keine anderen Beweise außer der bloßen Aussage des Gegners oder eines einzigen Zeugen gibt. Aber wie entscheiden Richter solche Pattsituationen, vor allem wenn es um heikle Fälle wie Geld- und Beziehungsstreitigkeiten, Gewalt- und Sexualdelikte oder sogar Mord geht? Nach Bauchgefühl?“ Dabei kommen unterschiedliche Perspektiven ins Spiel: Der Autor nimmt seine Leser mit, sorgt für Identifikation – und fordert zum Mitdenken auf …

Sechs Fälle
…aus der Praxis findet Leser, via Vorwort eingestimmt – plus einem abschließenden „Im Zweifel gegen den Angeklagten“? Darin einige Sex-Fälle, die eben besonders häufig ein „1:1“ der Aussagen als Basis hat. Ausgewogen, will sagen: Mal falsche Aussagen von der einen wie der anderen Seite, durch nachträgliche Einlassungen oder doch gefundene (echte) Beweise belegbar… „Alexander Stevens beschreibt seine spannendsten Fälle, bei denen es Aussage gegen Aussage stand, und präsentiert dabei das richterliche Ergebnis erst zum Schluss, sodass man selbst überlegen kann: Wie würde ich entscheiden?“ Dass dabei auch „das Gedächtnis“ eine Rolle spielt, liegt nah: Wie erinnert sich ein Zeuge wann und aufgrund welcher Fragen? Was ist Lüge – oder scheinbar korrekt erinnerte Falsch-Tatsache? Ein weites Feld – und häufiger grundlegend fürs Urteil als Laie vielleicht meinen möchte.“ Es sei betont, gerade das Thema „Gedächtnis“ spielt eine große Rolle, siehe etwa S. 230ff. ausgiebig. Oder Suggestiv-Fragen (z.B. S. 200ff. Wie beobachten/interpretieren, auch interessant für Kommunikations- und Verkaufs-Trainer, etwa Checkliste S. 177ff. oder S. 106ff. Fazit: Lesen, lernen, loben! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter