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Auf einem einsamen Weg

Autor Louise Penny
Verlag Kampa
ISBN 978-3-311-12007-0

„Ein Fall für Gamache“, der inzwischen vierte nämlich, nach „Hinter den drei Kiefern“ (von mir hier auch besprochen), „Das Dorf in den roten Wäldern“ und „Tief eingeschneit“ –…

Drogen und Vermögen
Im Grunde geht es (auch hier) um gleich zwei Fälle: Der eine setzt das vorige Geschehen fort, mit Gamache als eine Art Dr. Jekyll und Mr. Hyde: „Zeit für die Ermittlungen hat Gamache eigentlich nicht, obwohl er als Chef der Sûreté du Québec suspendiert ist. Denn Gamache hat zwar das größte Drogenkartell zerschlagen, dabei aber die Justiz manipuliert. Noch schlimmer ist allerdings, dass nicht das ganze Lager des Kartells sichergestellt werden konnte. Wie kann Gamache verhindern, dass der Stoff in Montréal seine tödliche Wirkung entfaltet, ganz ohne sein Team von der Sûreté? Für Gamache beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit – auf einem einsamen Weg.“ Den er gehen muss, um eine Katastrophe mit mglw. Zigtausenden Drogentoten zu vermeiden, als Folge seines vorigen Erfolgs. Um Opioide geht es (S. 432f. erläutert die Drogenküchen), ein bedauerlich akutes Thema, siehe Urteile in den USA gegen Pharma-Unternehmen … Das eben zieht sich durch diese Geschichte: Loyalität oder „der Sache dienen“?! Auch sein Schwiegersohn und Nachfolger im lokalen Amt bekommt das zu spüren… Und sein Protege in der Akademie, die anscheinend das eben nicht wert war (z.B. S. 100f., 192ff.)…

161 Jahre Geschichte
… kommen im Parallelfall ins Spiel: „Ein geheimnisvolles Testament führt Armand Gamache zu einem verlassenen Bauernhaus. Zusammen mit Myrna, der Buchhändlerin von Three Pines, und einem jungen Mann ist er zum Nachlassverwalter einer gewissen Bertha Baumgartner bestimmt worden. Wer war diese verschrobene Frau, die von allen »Baronin« genannt wurde, aber als Putzfrau arbeitete? Ihren drei Kindern hat sie je 5 Millionen Dollar hinterlassen, die es allerdings nur in ihrer Phantasie gab. Wenig später wird eine Leiche in dem verfallenen Haus gefunden.“ Eine verschlungene Geschichte wird aufgedröselt, wenn letztlich auch einiges anders ist als es scheint. In diesem Gewusel zeigt sich die besondere Gabe dieses Ermittlers, die Stärken anderer Menschen zu erkennen und im Sinne des Erfolgs einzusetzen. Zugleich gibt er ihnen Gelegenheit, sich zu beweisen und zu entwickeln, etwa Aufgaben für die krank geschriebene Nachfolgerin als Chefin der Kriminalpolizei (S. 222) – und die hatte „sich und ihm bewiesen, dass sie ihr gewachsen war“.

Von Gamache lernen?!
Ja, auch als Beispiel, als Modell bestens geeignet, etwa für Trainer und Coaches, Weiterbildner vielerlei Couleur! Siehe etwa unterschiedliche Kommunikations-Rollen = schweigen, um Reaktion zu provozieren – oder (sein Schwiegersohn gegensätzlich) direkt zu provozieren (S. 312 etwa). Wenn er führt, ist er Role-model, etwa für eine Mitarbeiterin, die er ins Team geholt hatte (S. 368, reflektierend und daraus lernend).
Leser kann fein nachvollziehen, was in diesen Protagonisten vorgeht, weil Gedankengänge geschildert sind. In klarer, direkter Sprache. Gut lesbar, spannend strukturiert, bald 500 Seiten umfassend. Weit mehr als ein Regionalkrimi also, dennoch – viel Einblick in Ambiente wie Kultur und Befindlichkeiten von Quebecoise … PS: Interessant auch deshalb, weil Kanada Ehrengast der Buchmesse 2020 Frankfurt sein wird. Wenn ich die Autorin auch im Präsentations-Band anlässlich der Pressekonferenz 2019 vergeblich gesucht habe… Mit sehr persönlicher Botschaft übrigens in ihrer Danksagung (S. 473ff.). HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter