Assimilation oder Multikulturalismus?
Autor | Ruud Koopmans |
Verlag | LIT |
ISBN | 978-3-643-13768-5 |
„Bedingungen gelungener Integration“ ist der Autor nachgegangen. Die Lektüre hat mich an alte Zeiten erinnert, nämlich mein Linguistik-Studium (Finnougristik…), kulturelles Einwandern von Völkern – und deren Aufgehen in der Super-Kultur oder Unterwandern als Subkultur …Hat so oder so funktioniert, frei von Sprach-Unterricht ;-) … Andere Zeiten! Und wenn die Süddeutsche Zeitung online (18.12.2019) einen Artikel überschreibt mit „Deutschlands Wirtschaft braucht mehr Einwanderung“, sind Fachkräfte gemeint – und damit ein System ähnlich z.B. dem kanadischen – statt „unkontrollierter“ Zuwanderung von Geflüchteten.
Anpassung oder Einfassung?!
Im Grunde ist dies die zentrale Frage, wenn es ums Erleben verschiedener Kulturen (Ethnien, Religionen,… bis hin zu Ideologien!) innerhalb eines Lebensraumes geht: miteinander oder nebeneinander… Und da bietet Deutschland derzeit einiges an Diskussions-Bedarf: „Die Flüchtlingskrise, das Wahlverhalten der türkischen Mitbürger, die Debatte um die Leitkultur und die Thesen zur Integration haben die Frage der Zuwanderung aktuell werden lassen. Wovon hängt es ab, ob Zuwanderung in erfolgreiche Integration oder in segregierte, sozial marginalisierte Parallelgesellschaften mündet? Was bedeutet Kultur für die Integration? Brauchen wir so etwas wie eine Leitkultur oder müssen wir uns als multikulturelle Gesellschaft neu definieren? Was sind die Ursachen von islamischem Fundamentalismus und Extremismus? Darauf gibt der Autor fundiert Auskunft.“ Diesen Input nutze Leser fürs eigene Überlegen dazu und Diskussionen darüber… Auch für die Frage, ob denn Multikulti eher zu Dissimilation statt zu Assimilation führe (meine Worte)?!
Schlicht oder strikt?
Jedenfalls macht dieser Text nachdenklich: Denn Koopmans zeigt klar Kante und weist anhand von Studien nach (teils auch eigenen), dass frühere Schein-Aussagen zu „Integrations-Politik“ durchaus zu hinterfragen sind: Länder mit Bereitschaft, Zuwanderer schlicht mit offenen Armen zu empfangen statt sie (zumindest) „in die Pflicht zu nehmen“, liegen in Vergleichswerten deutlich hinter jenen, die eher strikt sind im Umgang mit Immigranten. Schweden etwa hat deutlich niedrigere Werte von Zuwanderern in Arbeit als die Schweiz… Orientieren Sie sich also an diesen Inhalten: Sozialstaat, Fundamentalismus (im Islam vs. Christentum, auch Intoleranz und Verfolgen von Minderheiten), soziokulturelle Einflüsse, Menschenrechte. Mit dem berechtigten Hinweis, das in einer solchen Denke letztlich auch „Mehrheiten Recht auf ihre eigene Kultur haben“ (S. 194ff.) Unterfüttert mit konkreten Zahlen im Text und einem ausführlichen tabellarischen Anhang (S. 239ff.).
Weiterbildung?!
Tja, eben für unsereins Weiterbildner jeglicher Couleur sind das absolut relevante Fragen, wie SINUS-Milieu-Studien der vergangenen Jahre zeigen: Tatsächlich sind ähnliche Milieus unter Migranten feststellbar wie in der autochthonen Bevölkerung in D, weitest gehend unabhängig von Ethnie und Religion! Will sagen, Assimilation ist näher liegend als rein Defizit orientiertes Umgehen mit Menschen. Womit wir wieder beim „Fordern und Fördern“ sind, oder? Trainer, Coaches und Berater mögen sich umschauen… HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de