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Asphaltdschungel

Autor Joseph Incardona
Verlag Lenos Polar
ISBN 978-3-85787-494-9

„Ein schöner Roman noir von einem besonders schönen Schwarz“ kommentierte Libération. Und wenn der Autor schon einen Namen von sardonischem Anklang trägt  …

Krimi noir
… und dabei höchst menschlich, Schicksale verständlich machen, sogar jenes des Serien-Mörders. Der im Übrigen in seiner besonderen, perversen Obsession an Jean-Baptiste Grenouille in „Das Parfum“ erinnert – so sehnsüchtig und sehnsuchtsvoll handelt hier Pascal… Dies ist das nackte Geschehen: „„Es ist heißer August. Auf den französischen Autobahnen, in den trostlosen Raststätten, auf den Ruheplätzen für Fernfahrer, den Arbeitsplätzen der Prostituierten, ist viel Betrieb: Touristen, Pendler, Liebespaare, die die Anonymität der Motels schätzen – aber auch Menschen mit anderen Zielen, wie Pierre, ehemaliger Gerichtsmediziner, der seinen Job aufgegeben hat und als rastloser Beobachter Spuren seiner vor Monaten entführten Tochter Lucie zu finden hofft, oder Pascal, ein auf den ersten Blick unscheinbarer Angestellter, der in einem Autobahnrestaurant das Essen ausgibt.“ Allerdings wird rasch klar, dass eine Idylle anders aussieht: „Sylvie und Marc sind mit ihrer Tochter Marie unterwegs in die Ferien. Beim Halt an einer Raststätte macht sich Marie selbständig und begibt sich auf einen Rundgang. Sie kommt nicht mehr zurück. Die Polizei geht von einer Entführung aus. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.“ Dabei begegnen Protagonisten einander immer wieder – es entsteht etwas wie Quark-Zustand: miteinander verschränkt, mal in einem, mal in einem anderen Zustand. Sei es Marie (vor ihrer Ermordung) und Solange, die eine Rolle spielt, als Geliebte ihres Professors unterwegs im Motorrad-Beiwagen. Seien es Pierre, der Mörder-Jäger (und Vater von Lucie, einem früheren Opfer) und der Mörder Pascal. Was Leser übrigens alles weiß – niente Spoiler also…

Ziemlich Comic-esk
… kommt dieser Roman daher: Die lapidare Sprache, teil Telegramm-like – Sprechblasen-artig im Grunde. Das intensiv-sequenzielle (und sequenzierte) Geschehen, die vorher vom Leser bereits geleistete Übertragung durch Nacherzählen bestätigend – und konkretisiert durch aufzählende Listen (siehe Sammlung von Jacques Baudin an einer Raststätte, S. 132ff.). Wie das Hüpfen von einem Comic-Panel zum nächsten Comic-Panel also… So gesehen, ist dieser Roman statt einer Graphic Novel eine Art Novelle graphique, auch der (fast brutal deutlichen, dennoch zaghaft wenig brutalen) bildhaften, konkreten Sprache (Schreibe)… Ja, „Joseph Incardona erschafft ein filmreifes Panoptikum von schicksalhaften Begegnungen und Beziehungsmustern. Ganz in der Tradition des Roman noir, entblättert sich eine Geschichte von Verzweiflung und Hoffnung, Lust und Schmerz, Sex und Crime, Trauer und kurzen Glücksmomenten.“ Zudem ist der (Buch- und Drehbuch-)Autor auch Comic-Szenarist, wenn auch als solcher bis dato „nur“ in Frankreich bekannt (Fausse Route, Dans les cordes, beide bei Éditions Les Enfants Rouges erschienen), voilá, wieder einmal ein feines Beispiel für das Ineinandergleiten von Medien, Genres, Bildgeschichten…! Womit wir bei Bilder-Sprache sind – und bei Sprachbildern, siehe meine Texten-Seminare, etwa beim Kölner DIM, mit Metaphern etc. pp.: https://www.marketinginstitut.biz/seminare-weiterbildung/marketing-kommunikation/texten-dialog-gewinnt-seminar/ …HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter