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Amerikanische Fernsehserien der Gegenwart.

Autor Christoph Ernst/Heike Paul (Hg.)
Verlag transcipt
ISBN 978-3-8376-1989-8

„Perspektiven der American Studies und der Media Studies (Film)“ verdeutlicht der Untertitel die gesammelten Inhalte dieses Readers: „»Lost«, »The Wire«, »Mad Men«, »Breaking Bad«, »True Blood« usw. – die amerikanischen Fernsehserien der Gegenwart sind thematisch und formal-ästhetisch facettenreich und haben z.T. geradezu ikonischen Status. Doch was ist wirklich »neu« an den sogenannten »neuen Serien«? Inwiefern sind sie spezifischen kulturellen Schemata (cultural scripts) verpflichtet und welche kulturelle Arbeit leisten sie bei der Bewältigung von gesellschaftlichen Veränderungen und Krisenerfahrungen? Dieser Band versammelt deutsch- und englischsprachige Beiträge aus Medienwissenschaft und American Studies, die das Format anhand ausgewählter Beispiele einer medientheoretischen und kulturwissenschaftlichen Reflexion unterziehen.“ Aus der Einleitung seien einige zentrale Aussagen zu den Aufsätzen zusammen gefasst (S. 26ff.): „…verfolgen … zu Breaking Bad den Prozess, wie … Genre-Schemata am Beispiel der Handlungsmuster … exponiert und unterlaufen werden.“ „.. sieht in … Lost die Struktur eines Spiels.“ „…liest The Wire im Kontext der Shakespear´schen Königsdramen.“ „… identifiziert in der Serie Mad Men diverse prä, proto- und postfeministische Erzählstränge…“ „“… diskutiert den Begriff des Qualitätsfernsehens…“ „… diskutiert die Figur des Serienmörders in Dexter als Reflexionsfigur der Serialität…“, um nur ein paar herauszugreifen. Im Beitrag „zur Strukturlogik von Ereignisnarrationen in Fringe“ grenzt die Autorin S. 187f. die englischen Begriffe series (= episodische Serien, abgeschlossene Teile gleichen dramaturgischen Ablaufs) und serials (= Fortsetzungs-Serien, aufeinander aufbauend) und diskutiert ableitend die Konsequenzen dazu.

Interessant die wieder kehrenden Bezüge zu anderen Medien, konkret zu Comics: Das Serielle ist adressiert, siehe etwa S. 17f.: „Das serielle Erzählen ist keineswegs auf die audiovisuelle Fernsehserie begrenzt. Andere Erzählmedien, allen voran die Literatur oder [sic!] Comics, sind gleichermaßen zu beachten …“. Im Aufsatz „Der mögliche Untergang der Republik“ (gemeint ist die römische) schreibt der Autor u.a. (S. 255): „Derartige Fiktionalisierungen eines historischen Narrativs beziehen ihren Reiz aus der Beobachtung der Differenz zwischen faktualer historischer Standardinterpretation und Fiktion … Die Quellen … sind vielfältig: Erzählformen in der Populärkultur der Nachkriegszeit, etwa Comics, sowie das „postmoderne“ Erzählen der 1980er- und 1990er-Jahre in der Literatur zählen dazu …“. Hier entsteht ein Querbezug zur Comicforschung, siehe einige Themen beim 2015-er Kongress der ComFor in Frankfurt „Geschichte im Comic – Geschichte des Comic“, u.a. mit Beiträgen der drei Redakteure von www.comicoskop.de: http://www.comicgesellschaft.de/2015/07/23/programm-der-10-comfor-jahrestagung-in-frankfurtm/ (Fr. 12 Uhr Tillmann Courth, So. 9:30 Hanspeter Reiter, 10:10 Martin Frenzel). Womit sich wieder einmal zeigt, wie sehr Medien & Genres ineinander greifen: Comic und Film durchaus jenseits von animierten Bilderfolgen (Zeichentrick-Filmen & Co.)!

So ist der Band weit über den regionalen (USA) und medienorientierten (Fernsehen) Aspekt hinaus interessant und relevant für alle, die Medien-Themen für sich als wichtig erachten. Nebenbei auch für Trainer und Weiterbildner jeglicher Couleur: Wie setze ich das Prinzip des Seriellen für mich um, sei es 1. Häppchen in Folge, 2. Module nach und nach, 3. Wiederkehrendes in veränderter Form, je nach 3.1 Publikum, 3.2 möglichem Format usw. HPR

Hanspeter Reiter