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Alte Tagen, neuer Zorn

Autor Eva Völler
Verlag Droemer
ISBN 978-3-426-30946-9

„(Kriminalinspektor Carl Bruns, Band 2)“ folgt auf „Helle Tage, dunkle Schuld“, mit 400 spannenden Seiten. Auch dies ein historischer Lokalkrimi, also mehrere Genres vereinend.

Alte Nazis
…sind auch vier Jahre nach Erdkriegs-Ende nach wie vor an Bord, trotz der Nürnberger Prozesse – und mit bewusster Akzeptanz der Besatzungs-Mächte: Diese Thematik steht im Mittelpunkt der Story. Denn „ein besonders heikler Fall landet 1949 auf dem Schreibtisch von Kriminalinspektor Carl Bruns: In Essen wurde der angesehene Richter Dr. Vahrendonk Opfer eines Giftmords. Erste Ermittlungen ergeben, dass der Tote zu Hause ein wahrer Tyrann war und seine junge Ehefrau misshandelte, als er von ihrer Affäre erfuhr. Ist sie die gesuchte Mörderin? Plötzlich tauchen als Anklageschriften formulierte Vorwürfe auf, die Vahrendonk schwer belasten: Während der Nazizeit soll er aufs Grausamste seine Macht missbraucht haben. Durch die Urteile des Richters hat ein Vater seine Tochter verloren, ein Sohn seinen Vater, ein jüdischer Anwalt seine ganze Familie. Sie alle haben ein Motiv für den Mord. Doch für wen geht Vergeltung über alles?“ Unterschiedliche Perspektiven lässt der Autor seine handelnden Personen einnehmen, etwa zur Frage, wie „damals“ das alles so hatte reibungslos funktionieren können, wenn doch keiner… (S. 37 etc.). Doch auch schlicht das schwierige Leben im Nachkriegs-Deutschland ist beleuchtet (S. 110ff. z.B.), Bergwerks-Kumpels zusammen stehend etwa (S. 148ff.). Und die Presse, früher wie zurzeit des Geschehens (S. 196f., S. 287ff. etc.)?

Juristerei im Fokus
…alte Verbindungen bestens erhaltend – und einander wechselseitig sorgsam schützend, unabhängig von der jeweiligen Rolle (Staatsanwalt, Richter…) – das zeigt schon der obige Kurz-Text zur Story, Verquickungen und Erpressungen inkl. (S. 206ff. etc.). Wozu auch späte Medikamenten-Abhängigkeit als Folge von Missbrauch zur Nazi-Zeit – auch ein interessantes Thema, für manche Leser sicher neu, Missbrauch auch anderer Art ermöglichend… Lesenswert dazu auch das Nachwort (S. 395ff.). Fazit: lesen! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter