75 Bildkarten Positive Psychologie
Autor | Claudia Härtl-Kasulke, Otto Kasulke |
Verlag | Beltz Verlag |
ISBN | 9783407366603 |
Das Autorenpaar begrüßt den Kartennutzer und Leser der Kurztexte mit: „Prämisse“ – Absatz „Das Leben ist hart!“
Der Grund liegt darin, dass nach dieser gedanklichen zugrunde liegenden Voraussetzung (Härte – was immer das sei – des Lebens) eine stark vereinfachte Anmerkung zum Kern der Positiven Psychologie gemacht wird: der Fokus auf „Charaktereigenschaften“, die im übrigens meist Verhaltensweisen meinen, die Gesundheit, Wohlbefinden befördern. Verkürzt wird dies auf die monothematische, drastische Vereinseitigung begünstigende und seit Jahren und neuerdings wieder verstärkt durchaus in Frage gestellte Devise „Stärken stärken“.
Das Autorenpaar bietet keine Einführung, sondern einen kleinen Einstieg in übrigens nicht „die Welt“, sondern in den USP der Positiven Psychologie („Ein kleiner Einstieg in die Welt der Positiven Psychologie“); leider die theoretischen und empirischen Schultern, auf denen das Seligmannsche Konzept der späten 1990er steht, unterschlagend, insbesondere die Schultern der bereits in den 1970ern von Aaron Antonovsky konzipierten Salutogenese sowie – s.u. – die der Resilienzforschung.. Daher erstaunt nicht, dass das salutogenetische Theorem des „Kohärenzgefühls“, das in der Coping-, Selbstwirksamkeits-, Selbstkonzeptforschung (und folglich in Lehr-, Lernforschung, Sozialisierungs-, Integrationsforschung) bedeutsam ist, unerwähnt bleibt. Sollte das Autorenpaar theoretische und empirische Kenntnis bei den Praktikern, an die es sich wendet, voraussetzen, erstaunt die Übersimplifizierung der Darstellung
Das Konzept der Positiven Psychologie dient dem Paar offenbar als Rahmen, um aus der sozial-psychologischen und Umwelten einbeziehenden Resilienzforschung (uneingestanden) nur eine und zwar die individualistische Komponente herauszugreifen – und dies mittels der seit Jahren kolportierten vereinfachenden Darstellung der sogenannten „7 Säulen der Resilienz“ (was – u.a. – Resilienz als Prozess widerspricht: es gibt keine Säulen, bestenfalls Ressourcen, Quellen, Schutz-, Erfolgsfaktoren). Diese werden mit „Handlungsfeldern“ der Positiven Psychologie und „Charakterstärken“ (dazu s.o.) verbunden, was in die individualistische Auffassung passt, persönliches Wohlbefinden zu realisieren.
Selbst für Praktiker erweisen sich diese Verkürzungen als ärgerlich, weil begrenzend; denn ein vertieftes, umfassendes Verständnis der Annahmen, Zielrichtungen und Wirkungsfelder sowie ihre Beziehung untereinander erweiterte das Spektrum, die Bildkarten fruchtbar einzusetzen. (Dies selbst dann, wenn man mit der Darstellung der Konzepte auf den Bildkarten, mit Wortwahl und Auswahl von Adjektiven bzw. Verhaltensweisen nicht vollends einverstanden ist, da sie sich der Frage nach willkürlicher Auswahl bzw. nach der Logik von Auswahl und Benennungen stellen müssten – ebenso wie der Frage nach dem Bias, der offenkundig grundlegende Überzeugungen der Autoren durchscheinen lässt.)
Die Bildkarten: 3 für das Autorenmarketing mit Verweis auf weitere Buch- und Kartenprodukte; in zweiter Linie als Hinweis auf das Wechselspiel zwischen Körper, Seele, Ernährung: BEE, Bewegen, Entspannen, Ernähren. Mit dem Akronym PERMA werden auf 5 Karten die 5 „Handlungsfelder“ der Positiven Psychologie benannt und bibildert: Positive Emotion, Engagement, Beziehungen (Relations), Sinn, Bedeutung (Meaning), Erfolg, Gelingen (Achievement); 7 Bildkarten tragen den Namen der genannten 7 Säulen und mit Ein- bis Zweisatztexten versehene 24 Bildkarten benennen die 24 „Charakterstärken“. Inwiefern die Fotos im Verhältnis zum Text und als ästhetische Phänomene gelungen sind, muss der Schauende und Lesende selbst beurteilen und empfinden.
Denkbar simple Übungen werden mit den Karten angeregt: Aufforderung zu Einzel- im Wechsel zu Gruppenarbeit unterschiedlicher Personenanzahl. Der Aufforderung nach „kreativer Weiterentwicklung“ bzw. Neuerfindung von Übungen sei Nachdruck verliehen – einschließlich der kritischen Infragestellung von Formulierungen, die sich dem Verdacht des Euphemismus aussetzen – mitsamt den inzwischen erwiesenen Folgeschädigungen.