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Innerstädtischer Tod

Autor Christoph Peters
Verlag Luchterhand
ISBN 978-3-630-87747-1

Mehrfach wurde versucht, xxx 300 Seiten. Wobei ich aus inzwischen unerfindlichen Gründen davon ausgegangen war, auf einen Sach-Roman gestoßen zu sein, rund ums innerstädtische Laden-Sterben – getriggert vom Titel?! Wie auch immer, lesenswert war´s jedenfalls!

Krawall-Kunst, Krefelder Krawatten & konservative „Neue“ Rechte
…liefern sich hier ein Konzert an inneren wie intermenschlichen Dialogen, wobei die gedanklichen deutlich überwiegen: Primär sind das der Künstler Fabian, sein Onkel (und Neuer-Rechter-Abgeordneter) Hermann Carius und dessen Frau Irmgard sowie Sohn (und Priester) Martin. Und das ist die Geschichte: „Es ist der 9. November 2022. Der russische Angriff auf die Ukraine überschattet das private wie das öffentliche Leben. Am Abend wird die erste Einzelausstellung des aufstrebenden Künstlers Fabian Kolb in der berühmten Berliner Galerie Konrad Raspe eröffnet. Fabians Familie, Eigentümer der letzten Krefelder Krawattenmanufaktur, ist eigens für dieses Ereignis angereist. Sein Onkel, Hermann Carius, alternder Chefideologe der „Neuen Rechten“ im Bundestag, denkt über einen medienwirksamen Auftritt bei der Vernissage nach, während Fabians Vater hofft, die internationalen Kontakte seines Schwagers zu nutzen, um weiterhin Ware nach Russland zu exportieren.“ Voila, so gesehen ein Spiegelbild des Geschehens in der damaligen Jetztzeit…

Wohin wird das führen?
Nun, „je näher die Ausstellung rückt, desto stärker werden Fabians Zweifel, ob er tatsächlich bereit ist, sich auf all die Kompromisse einzulassen, die eine internationale Karriere als Künstler mit sich bringen, zumal sein Galerist sich plötzlich mit schweren Vorwürfen ehemaliger Mitarbeiterinnen konfrontiert sieht.“ Nämlich sehr zeitgemäß: sexuelle Übergriffe. Was Fabian ängstlich als Problem sieht (S. 162f.), des Galeristen Ehefrau eher als Chance, die Ausstellung zu pushen (ws im Grunde auch gelingt, S. 258f.)… Dem Gedankengut einer „Neuen Rechten“ wird allerdings ziemlich viel Raum gegönnt (auch mit vielerlei Reminiszenzen an vormalige Kriege, siehe S. 134ff. – oder sein Fabulieren, gar Barambasieren S. 222f.), mit allerdings einem fast erwartbar abrupten Ende. Nehmen wir die vielerlei Diskussionen zwischen Priester und Neffe dazu, ergeben sich vielerlei Ansätze für Ideologisches hier wie dort (siehe etwa S. 107.ff. rund um Muslime, passend auch für des Priesters Vater…). Alles in allem also eine Menge Ansätze, die nach wie vor anhaltende Situation (kritisch) zu reflektieren, oh Leserschaft! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter