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Bergsteigen im Flachland

Autor Urs Mannhart
Verlag secession
ISBN 978-3-905951325

Ein Roman, dessen verschiedene Erzählschichten zueinander führen. Jede für sich eine Menge Stoff zum Nachdenken liefernd, Reflexion über den Zustand „unseres“ Kontinents fordernd und zugleich bietend: Wer eher unterhalten werden will, zapft viel aus den gebotenen Geschehnissen. Denn die Hauptfigur „Reporter Thomas Steinhövel bereist Europa an all seinen Wundern und Wunden, von seinem Wohnort in der Schweiz aus nach Skandinavien, wo das Blut der Fische heller ist und Frauen anders lieben, in die Wälder der Karpaten, wo ein uralter Berg Gold birgt, viel Gold, die Bewohner aber, um Geld zu verdienen, zum Erdbeerpflücken nach Spanien gehen oder nach Norwegen auf eine Bohrinsel.“ Er ist auf Wegen und in Zuständen und mit Verkehrsmitteln unterwegs, die den Leser eher an weniger zivilisierte Gegenden erinnern mögen, bis hin zu amerikanischen Urwäldern – doch auch die finden sich nahebei statt nur weit entfernt. „Er ist dabei, wie im tieferen Südosten in einem Land, das den jüngsten Krieg in Europa erlitt, gemordet wird, einfach weil Menschen eben so sind, wie sie sind, oder weil sie aussagen wollen in Den Haag, um die Kriegsverbrecher und Mörder anzuklagen.“ Übel, wie Mensch mit Mensch umgeht! Dass schließlich doch noch Menschlichkeit über hartes egoistisches Überlebenwollen „siegt“, ist ein Lichtblick, für eine Art „happy ending“, wenn dieser Begriff überhaupt zulässig ist, in einem Umfeld von Mord und Intrige, Mafia und Infiltration?! „…der Autor, verliert nie die Menschen aus dem Blick. Er verbindet mit lakonisch genauer Sprache Geschichten voller Leben, aufgeladen durch die politischen und sozialen Spannungen in Europa, er zieht die Fäden zwischen all diesen Schicksalen, den verschiedenen Arten zu lieben, zu lachen, den schönen und den furchtbaren Erlebnissen, dem Mut wie der Hoffnung, der Chancenlosigkeit wie dem zarten, fragilen Glück. Er stellt mit seinem packenden Roman die Frage nach Recht und Gerechtigkeit in Europa und konfrontiert uns mit einer zersplitterten, einer widersprüchlichen Identität unseres Kontinents.“ Und lädt zum Mitreisen und Mitmachen ein, Bergsteigen im Flachland zu erleben: Umsetzen dessen, was zunächst „nur“ als Metapher daher kommt – nämlich: Unmögliches zu schaffen, auch wenn es … unpassend erscheint. Ein Stöffchen, das deutlich mehr ist als einfach Belletristik!  HPR

Hanspeter Reiter